Praxiswissen

Woher kommt Mortellaro

von Martin Menn - 28 Feb, 2022

Mortellaro ist eine Klauenkrankheit bei Rindern, welche sich sehr schnell verbreitet, sobald diese einmal in einem Stall zu finden ist. Den Namen hat sie von dem gleichnamigen Professor, welcher diese erstmals 1974 beschrieben hat. Mortellaro heißt korrekt Digital Dermatitis, da es sich um eine Hautkrankheit handelt. Oft wird auch der Begriff "Erdbeerkrankheit" genutzt, da die Infektion oft an die Form einer Erdbeere erinnert.

War diese Krankheit in einigen Ländern kaum bzw. gar nicht zu finden ist diese mittlerweile auf jedem Kontinent der Erde zu finden. Verbreitet werden diese Viren durchaus ähnlich wie das eher bekannte Herpes beim Menschen. 

Wie verbreitet sich Mortellaro?

Es gibt einige wenige Betriebe in Deutschland, die diese Krankheit noch nicht auf Ihrem Hof haben - was leider immer seltener wird. Ist die Krankheit einmal in einem Stall, kann diese von einer Kuh zur anderen übertragen werden und ist auch tatsächlich extrem schwer aus dem Stall raus zu bekommen. Zudem kann die Krankheit erneut binnen kürzester Zeit wieder auftreten.

Es gibt durchaus Kühe, welche dieser Krankheit gegenüber immun sind bzw. wo die Viren möglicherweise vorhanden sind, aber nicht sichtbar ausbrechen.

Was begünstigt die Ausbreitung von Mortellaro?

  • Eine Überbelegung 
  • Kühe stehen vermehrt auf den Klauen und liegen wenig
  • Sie stoßen häufig an
  • Haben einen höheren Stressfaktor
  • Feuchtigkeit und mangelnde Hygiene im Stall
    Gerade die Hygiene im Stall ist einer der Hauptfaktoren, da Mortellaro die Feuchtigkeit zum Überleben der Viren benötigt. Nach etwa 20 Sekunden an der Luft trocknen die Viren aus. Daher ist schlechte Hygiene ein Brutplatz für diese Erdbeerkrankheit.


Wie kommt Mortellaro in meinen Stall?

Da es sich bei der Erkrankung um einen Virus handelt (d. h. wird übertragen), kann sich Mortellaro nicht von alleine entwickeln und somit nur von außen hereingeholt werden. Der häufigste Weg wie Mortellaro einen Stall "erobert" ist durch Zukauf von Nachzuchten oder eines ‘besonders schönen Bullen’, welcher aus einem Stall kommt wo Mortellaro zu finden war.

In der Regel können wir folgendes Muster in einem Stall beobachten:

  • 1/3 der Kühe bekommen es einmal und nie wieder
  • 1/3 der Kühe haben es chronisch und haben etwa alle 4 Wochen einen Ausbruch
  • 1/3 der Kühe sind Immun und bekommen es gar nicht
     

Kann man Mortellaro riechen?

Ja! Mortellaro kann man durchaus riechen, da es einen beißenden, faulig-süßen Geruch hat. Wenn man den Geruch kennt ist es durchaus möglich beim Betreten des Stalles die Krankheit bereits zu riechen. Besondere Kenner sind im Nahbereich einer Kuh sogar in der Lage zu riechen, wenn Mortellaro sich auf die Euter der Kühe verbreitet hat.
 

Habe ich einen hohen Mortellaro Druck?

Wie oben beschrieben ist es durchaus häufig der Fall, dass es etwa 30% der Kühe akut betrifft - wobei ca. 10%  akuter Fälle durchaus "normal" ist.

Habe ich die Krankheit als Tierhalter möglicherweise nicht wahrgenommen oder nicht unmittelbar etwas dagegen unternommen, kann sich der Mortellaro Druck durchaus auf bis zu  70-80 % erhöhen; was natürlich nicht wünschenswert ist und auch finanzielle Folgen hat.

Wird die Krankheit besonders gut unter Kontrolle gehalten, sollte es durchaus möglich sein, den akuten Mortellaro Druck auf unter 10% zu reduzieren, da in der Regel die Krankheit nicht bei allen Kühen gleichzeitig ausbricht.
 

Was hat Mortellaro für Auswirkungen auf die Kuh?

Die Kühe fressen weniger, trinken weniger, liegen seltener (weil das Aufstehen zu schmerzhaft ist) und produzieren in Folge dessen weniger Milch. Bei fortschreitendem Stadium beginnt die Kuh zu lahmen. Dazu kommen noch geringere Fruchtbarkeit, frühere Schlachtung, hohe Handhabungskosten sowie ein Risiko, dass die Milch nicht vermarktbar ist.

Es ist durchaus zu beobachten, dass die Milchmenge sich innerhalb von wenigen Wochen von 30 Liter auf 20 Liter und weniger verringert, sofern nichts unternommen wird. Gewichtsverlust


Gibt es “die eine, richtige” Behandlungsmöglichkeit?

Die Suche danach hört bestimmt nicht auf. Eine Studie von Marcus Klawitter (Tierarzt) der Freien Universität Berlin (Klawitter et al., 2016) ist in diesem Zusammenhang sehr interessant:
Es wurde untersucht, ob Mortellaro-Läsionen mit oder ohne Verband besser abheilen. 
Dazu wurden 162 Holstein Friesian-Kühe mit einer akuten Mortellaro-Läsion (M2-Stadium) zufällig einer der Behandlungsgruppen zugeteilt. Eine Hälfte der Kühe erhielt eine Behandlung mit einem antibiotischen Klauenspray (CTC-Spray). Etwa 50% dieser Kühe bekamen einen Verband, 50% nicht. Als weitere Versuchsvariante wurden die übrigen Kühe mit einem nicht-antibiotischen Gel (Intra Hoof-fit Gel), wiederum entweder mit oder ohne Verband, behandelt. Vier Wochen lang überprüften die Forscher die Wunden, fotografierten sie und maßen die Größe der Läsionen mittels einer Software aus.
Das Ergebnis: 
Die Kühe mit einen Verband hatten schneller wieder eine intakte Hautoberfläche als Kühe ohne Verband. 
Außerdem traten bei Kühen mit Verband seltener das chronische M4-Stadium auf. Das galt auch für die Variante ohne antibiotischen Wirkstoff, jedoch auf niedrigerem Niveau. 

Eine Langzeitstudie mit dem Klauenspray REDOSAN HM100 steht noch aus um festzustellen in welchem Umfang REDOSAN HealMax HM100 bei Mortellaro helfen kann.

Achtung: Die hier eingesetzten Verbände waren dick gepolstert (weiche Wundauflage, Verband, Hufteer) und wurden regelmäßig gewechselt.
Die Verbände hatten jedoch keinen Einfluss darauf, wie stark die Tiere lahmten (Lahmheitsscore). 


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